Seenot

[PyramidLaunchCrew]

'Seenot'

Die Seele ist nicht ein Fels.
Sie ist auch nicht Erde oder Himmel, noch nicht einmal die endlose Nacht.
Die Seele ist ein Meer. Und wir befahren es mit dem Boot unseres Ichs.
Und wir ruhen in windstillen Zeiten, wir schlingern wenn uns das Ruder aus der Hand gleitet.
Wir taumeln wild bei Wellengang. Fahren sicher und schnell in Tagen des einen starken Windes im Rücken unseres Geistes.

Und es gibt Zeiten, in denen es stürmt.
In denen es so sehr stürmt, dass das Segel zu zerreißen droht.
Der Mastbruch unausweichlich scheint und das Sinken schon ganz nah. Dann, wenn wir jede Kontrolle über Kurs und Ziel verloren glauben, unsere ganze Fahrt umsonst wissen. Nicht über Bord gehen, das Letzte was noch zählt, jede Fahrt vergessen, alles Meer nicht mehr im Sinn.
Dann halten wir uns mit aller Kraft am Schiffsmast, der stark und trotzig im Zentrum unseres wild hin und her schlagenden Ichs dem Sturm unerreichbar trotzt. Und wir erinnern uns.
Dass nicht wir es sind, die das Meer erschufen, den Wind, die Freiheit jeder Kraft beriefen.

Mit einem Male kommt erneut zu Sinn, wie jede Seele dieses Meer befährt.
Wie jede Seele nur ein Tropfen in der Unendlichkeit alles Wassers in sich verliert, um bald in das große eine Meer hinein zu tauchen.
Dann wissen wir erneut, dass es kein Ziel, keine Reise, es keine Absicht beim Befahren unserer Meere gibt.
Dass alle Zeit und aller Raum immer nur die Fahrt im Jetzt sein wird.
Und jeder Sturm, alle stille, kostbare Fahrt und Fracht des Gestern und im Morgen nur dient, unser Boot zu stärken.

Und wir erschauen unser so schönes, starkes, einzigartiges Boot, wie es von allen Zeiten und Wettern erzählt - und sind dankbar.

Denn der Sturm, er hat sich in diesem Augenblick gelegt.

[Roland Förster]

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Mehr Meer geht nicht. ****S****



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